Rinetta Klinger

Geliebte Mamuschka- Dein Abschied ist ein Neuanfang

Geliebte Mamuschka,

vor einigen Tagen hatte ich den Impuls, meinen Fokus zu verändern.

Ich zog meine Aufmerksamkeit ab von Deinem Körpers, den wir beerdigt haben.

Ich begann mit dir zu kommunizieren.

Ich frage Dich im Laufe des Tages immer wieder, Mamuschka, wo bist Du jetzt? Wie kann ich Dich jetzt spüren?

Aufmerksam beobachte ich, wo und wie ich dich jetzt wahrnehmen kann.

Und ich nehme Dich wieder wahr.

Ich merke ich stehe am Anfang einer neuen Beziehung zu Dir.

Ich spreche nicht davon, Dich im Herzen zu haben und mich an Dich zu erinnern. Nein.

Wenn für mich eins spürbar ist, dann das du weiterhin bei mir bist – nur anders.

Viel näher und viel kraftvoller.

Und das ist so neu, dass ich es bislang nur wenig spüre.

Ich habe diesen Umgang mit jemand, der stirbt, nicht gelernt.

Und da ich nun weiss, Du bist weiterhin da, möchte ich lernen, Dich zu erspüren.

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Was wir Diesseits nennen, ist im Grunde die Schlacke, die Materie, also das, was greifbar ist. Das Jenseits ist alles Übrige, die umfassendere Wirklichkeit, das viel Größere.

Werner Heisenberg

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Deine Energie ist nicht mehr an einen Körper gebunden.

Du bist wieder ganz in Gott aka ganz in der Lebensquelle.

Du bist grenzenlos.

Das können wir auch im Körper sein, limitieren uns jedoch sehr oft durch gelernte Glaubenssätze. Ich kann nicht/ darf nicht/ verdiene nicht, etc.

Wenn wir sterben sind wieder pure Energie und unbegrenzt.

Unsere Gesellschaft geht anders mit Tod um.

Mit dem Verlust der körperlichen Version des geliebten Menschen scheint er für immer verloren.

Selbst nach christlichem Verständnis wird gesagt, der geliebte Mensch sei bei Gott (im Himmel) und zwar so, als trete damit eine temporäre Trennung ein.

Wie kann das sein?

Wir Menschen bestehen aus Muskeln, Knochen, Organen und weiteren Bestandteilen. Zerlegen wir diese, finden wir Zellen = Moleküle = Atome. Im Umkehrschluss heisst das, dass wir Menschen, da aus Atomen bestehend, zu 99,99999999% aus leerem Raum bzw. schwingender Energie bestehen.

Energie stirbt nie.

Sie verwandelt sich nur.

Wir sind so viel mehr als unsere Körper.

Das zu verstehen ist enorm wichtig im Trauerprozess.

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Du kannst nicht von Gott reden, weil Gott eigentlich das Ganze ist. Und wenn er das Ganze ist, dann schließt es Dich mit ein. Hans-Peter Dürr.

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Etwas das wir nicht kennen, ist uns unmöglich vorzustellen.

Somit bist du weiterhin da Mamuschka– nur sehr anders.

Ich spüre dich vor allem in der Liebe.

In der Geduld. In der Großzügigkeit.

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Um uns wirklich kennen zu lernen, müssen wir alles vergessen, was wir über uns zu wissen meinen. Uns geistig entleeren. In der Leere des Nichtwissens wird spürbar, dass da noch etwas ganz Anderes ist. Etwas Grösseres, Zeitloses und Allumfassendes. Die Liebe. Das Sein. Das Eine. Man kann es nennen, wie man will, die Worte werden nie ausreichen. Aus diesem namenlosen Urgrund leben wir. Er verbindet uns mit allem, was ist, was war und sein wird.

Meister Eckhart

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Milda war Dein litauischer Name. Mich fragte eine Freundin ob Milda ein seltener litauische Name sei. Ich recherchierte und war baff erstaunt herauszufinden, Milda ist in der litauischen Mythologie die Göttin der Liebe.  Das hattest Du mir nie erzählt. 

Passender könnte es nicht sein. Pure Liebe, das warst Du vor allem die letzten Jahre, die Jahre die ich Dir so schön gemacht habe wie ich konnte. Ich wünschte ich hätte noch mehr Ressourcen gehabt, um es noch schöner zu machen. Ich weiss, Du hast es sehr wert geschätzt, wie es war. Immer wieder hast Du Dich aus tiefstem Herzen bedankt. Danke, danke, danke sagtest Du, Du seist so, so glücklich so einen Sohn, so eine Tochter zu haben, die Dir so nah sind. Auch wenn ich räumlich weit weg war.  Für Nähe war das kein Hindernis.

Dann, ganz plötzlich, vermisse ich Dich in der alt bekannten Form sehr.

Gestern weinte ich bitterlich, als ich mich erinnerte, dass ich, als du auf der Straße lagst und nachher in der OP warst, ich mit dir die ganze Zeit sprach. Dabei vollkommen vergaß Dir Energie zukommen zu lassen und ich dachte,  was wäre wenn… hätte ich das Wunder einer Heilung bestärken können?

Da fühlte ich deine Präsenz sehr stark, du sagtest, Rinetchen ich wollte gehen.

Es ist gut wie es ist.

Und ich wurde ruhiger. Traurig noch, aber ruhiger. Gelöster. Es ist richtig wie es ist. Ich atme tief und ruhig. Es ist genau richtig wie es ist.

Mein Verstand versteht das nicht, aber mein Herz, das spürt es.

Mamuschka, Du bist weiterhin da. Danke dafür. Danke für alles. Du warst und bist wundervoll.

Meine beste Lehrerin. Mein Zuhause. Meine Mama.

Danke.

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